Rücklicht Varia RCT715 von Garmin im Test
Das intelligente Rücklicht Varia RCT715 von Garmin verbindet Dashcam mit Radarsystem und soll die Sicherheit beim Radfahren erhöhen. Bewährt sich das Gadget in der Praxis?
ALLTAGSTEST: Sebastian Busch und Andreas Voit
Konnektivität
Um das Rücklicht Varia RCT715 zu nutzen, muss es zunächst mit einem Mobiltelefon, einer Smartwatch oder einem Fahrrad-Computer verbunden werden. Für diesen Testbericht haben wir uns das Zusammenspiel mit der Garmin-Smartwatch Fenix 7 PRO solar, mit dem Fahrrad-Computer Garmin Edge 540 sowie dem Mobiltelefon über die Varia App angeschaut.
Die Verbindung mit allen drei Systemen funktionierte dabei einwandfrei, die Installation war simpel. Das Radar wird bei der Smartwatch und beim Fahrrad-Computer unter „Sensoren“ hinzugefügt. Beim Fahrrad-Computer erfolgt die automatische Verbindung über Bluetooth, während bei der Smartwatch das Fahrradtracking eingeschaltet sein muss, damit die Verbindung hergestellt werden kann. Sobald die Varia-App eingeschaltet ist, verbinden sich die Geräte automatisch über das Mobiltelefon. Die Gestaltung der Menüs könnte aber einfacher sein.
Montage
Wir haben das Rücklicht an unterschiedlichen Punkten am Fahrrad montiert, um zu schauen, wie und ob sich das auf die Funktionsweise des Gerätes auswirkt: An der Stützstrebe des Gepäckträgers, an der Sattelstütze und am Fahrradanhänger. Um Fehlalarme zu vermeiden, sollte das Gerät weit hinten und oben angebracht werden. Konkret: Am Rennrad oben an der Sattelstange, an Rädern mit Korb hinter diesem und beim Ziehen eines Anhängers an diesem. Bei wechselnder Nutzung an verschiedenen Rädern empfehlen wir die Anschaffung weiterer Halterungen.
Radar-Dashcam
Die Aufzeichnungsfunktion der Kamera mag für den Fall eines Unfalls beruhigen, da man ein Beweisstück hat, trägt aber aktiv wenig zur Sicherheit bei. Bei Verbindung mit dem Fahrradcomputer oder der Smartwatch sind in den Aufzeichnungen zusätzlich Position, eigene Geschwindigkeit und die des Fahrzeugs einblendbar.
Wir hätten uns auch die Messung von Seitenabständen gewünscht. Die Aufnahmen sind für Beweiszwecke brauchbar – auch bei widrigen Lichtbedingungen. Dabei sorgt das Rücklicht für zusätzliche Beleuchtung der Kennzeichen.
Wie ein Rückspiegel
Erkannt werden Fahrzeuge und Personen, die sich von hinten nähern, bei Motorrädern funktioniert das System leider nicht zuverlässig. Der erfasste Bereich ist recht breit, das ist gut für kurvige Strecken. Wenn man allerdings überland auf einem Güterweg – also auf einem von der Hauptfahrbahn getrennten Straßenstück – fährt, wird aber auch vor Fahrzeugen auf der parallel verlaufenden Straße gewarnt.
Der Fahrradcomputer und die App zeigen die Warnung und den Abstand optisch und akustisch sinnvoll an. Leider beherrscht die App keinen Split-Screen.
Nutzt man die Smartwatch, ist die Anzeige aufgrund der Größe und Positionierung im Display mit der Hand am Lenker sehr schlecht zu erkennen. Verdeckt vom Ärmel der Jacke reduziert sich der Nutzen auf den Vibrationsalarm, der als Erinnerung für den Blick über die Schulter oder – falls vorhanden – in den Spiegel dient.
Dies ist am Tag und bei Dämmerung tatsächlich eine sinnvolle Ergänzung, in der Nacht sieht man beleuchtete Fahrzeuge im Spiegel, bevor sie vom Radar erfasst werden.
Aktives Rücklicht
Den offensichtlichsten Nutzen des Systems stellt – unabhängig von verbundenen Geräten – das sehr helle Rücklicht dar, das rot zu blinken beginnt, wenn sich ein Fahrzeug von hinten nähert.
Wir haben beim Testen den Eindruck bekommen, dass sich manche Auto-Lenkende dadurch von allzu riskanten Überhol-Manövern abbringen lassen und aus dem mentalen Autopiloten aufschrecken.
Lästig ist in Verbindung mit der Smartwatch, dass beim Verbinden und beim Stoppen des Trackings das Rücklicht ausgeschaltet wird.
Ersatz für Rückspiegel?
Ein Ersatz für einen Spiegel ist das System nur bedingt, mit Smartwatch ist es bestenfalls eine Ergänzung. Wie schlägt es sich als Dashcam? Durchaus brauchbar mit Zusatzinfos über die Geschwindigkeiten. Als aktives Rücklicht spielt das System seine Stärken aus, allerdings ist dafür nur zur Konfiguration ein verbundenes Gerät notwendig. Wer schon einen passenden Fahrradcomputer oder ein Smartphone mit Halterung hat, für den kann das System Vorteile gegenüber mehreren Einzelkomponenten (Radar, Rücklicht, Kamera) bieten. Die Verbindung mit der Smartwatch lohnt sich aus unserer Sicht nur bedingt.
Kosten: 399,99 €
Zu den Autoren
Sebastian Busch und Andreas Voit sind aktive Mitglieder der Radlobby und täglich mit ihren Rädern auf der Straße. Sie haben sich das Testen der Geräte aufgeteilt. Sebastian Busch baut mindestens so gerne an seinen Rädern herum wie er darauf fährt. Andreas Voit ist ein erfahrener Alltagsradfahrer und pendelt regelmäßig zwischen Niederösterreich und Wien. Er hat bereits mehrere Testberichte für den DRAHTESEL verfasst.