Radtour im Salzkammergut von See zu See
Unsere Autorin will im Hochsommer drei Tage mit ihren Freundinnen Rad fahren. Voraussetzung: viel Wasser, wenig Höhenmeter und maximale Fahrfreude. Im Salzkammergut hat sie die perfekte Route gefunden.
Als ich vor kurzem wieder einmal bei mediterranen Temperaturen im Weinviertel schwitze, ist sie wieder da: die jährlich wiederkehrende Sehnsucht nach den tiefen, kalten Seen des Salzkammerguts! Allein der Gedanke kühlt schon ein bisschen.
Normalerweise teste und evaluiere ich touristische Radrouten von Berufs wegen. Bei dieser Reise allerdings sollte es mir allein um Genuss und Erfrischung im Wasser gehen – und darum, mit vier Freundinnen drei schöne Tage zu verbringen.
Nachdem wir in unserer Whatsapp-Gruppe wochenlang Ideen und Links für touristische Radrouten herumgeschickt und aufgrund der zu komplizierten Öffi-Anreise aus verschiedenen Richtungen wieder verworfen hatten, entscheiden wir uns dafür, selber eine Route zu basteln und – von Salzburg aus – die Salzkammergut-Seen abzuklappern.
Aus mehreren mit Hilfe der Radtouren-App Komoot erstellten Varianten wählten wir die mit den meisten Seen, den wenigsten Höhenmetern und die mit dem wenigsten Autoverkehr – ganz ohne ging es leider nicht.
Tag Eins: Richtung Attersee
Von unserem Startpunkt am Salzburger Hauptbahnhof radeln wir über Thalgau und Eugendorf zum Mondsee. Nachdem wir um den halben See gefahren sind, springen wir neben der Straße gleich einmal ins angenehm warme und dort etwas grünliche Wasser. Weiter geht es Richtung Attersee, wo wir im Strandbad baden. Hui – sehr kalt und schwarz! Nur nicht die Füße tiefer hängen lassen!
Durchs Weißenbachtal fahren wir weiter ins Trauntal. Und jetzt kommt halt doch ein bisschen Radrouten-Evaluation: Als ich auf der Karte die Route durchs Weißenbachtal sah, war ich erst mal dagegen. Die kurvige, breite Straße ist eine beliebte Motorradstrecke, wo es häufig zu Unfällen kommt. Zum Bergen der verunglückten Motorradfahrenden, die einen bewaldeten Hang hinunter gestürzt sind, muss manchmal auch die Bergrettung ausrücken. Und so eine Strecke mit dem Rad? Nein, danke! Wie sich bei näherem Hinsehen zeigte, verläuft parallel eine Forststraße durch den Wald, die für die Radfahrenden freigegeben und als Radweg geöffnet ist – sie ist Teil des oberösterreichischen Weißenbachtalradweges R15.
Über eine stabil wirkende Hängebrücke können Radreisende und Wandernde den Bach queren. Etwas heikel: einzig der teils sehr tiefe Schotter bergab, den wir aber aufgrund der immer wieder auftretenden Motorradgeräusche von der Straße her gerne in Kauf nahmen. Durch die Bereifung unserer Fahrräder – zwei Gravelbikes, ein Tourenrad und zwei Mountainbikes – geht das gerade noch.
Wie ein Schild zeigt, wurde der Weg im Zuge eines Projektes für die Entwicklung des ländlichen Raums aus Mitteln diverser österreichischer Förderstellen und aus EU-Mitteln unterstützt. Am Ende des Weißenbachtales müssen wir dann doch noch ein kurzes Stück auf der Straße zurücklegen und einmal die Bundesstraße zwischen Bad Ischl und Ebensee queren. Danach geht es aber auf dem baulich getrennten Radweg nach Bad Ischl. Wo wir – Heimvorteil und gut fürs Budget – bei einer Freundin übernachten durften. (Danke, Uli!)
Tag Zwei: Hallstättersee und Traun
Den zweiten Tag beginnen wir mit leichterem Gepäck, da das Quartier das gleiche bleiben wird: Entlang der Alten Traun fahren wir nach Lauffen, von dort erst am nördlichen Ufer, dann am Salzkammergutradweg nach Steg am Hallstättersee. Beim Schwimmen im Strandbad in Steg zeigt sich: Der Hallstättersee ist noch eine Nuance kälter – aber aufgrund des heißen Sommers wärmer als in unserer Jugend. Weiter am Ostuferradweg bis zum Strandbad Obertraun, Mittagessen, ein Eis, noch eine Runde Schwimmen im Hallstätter See. Den Besuch in Hallstatt sparen wir uns, v.a. weil es auf der Hallstätter Seite keinen separaten Radweg gibt und wir uns die enge Straße mit den vielen, vielen Autos von Tourist*innen und Einheimischen hätten teilen müssen. Wir nehmen also den gleichen Weg zurück.
Was den Ostuferweg so besonders macht, ist, dass hier an manchen Stellen eigentlich gar kein Platz für einen Radweg wäre. An die Felsen wurde jedoch ein breiter Steg aus Metall gebaut, belegt mit Matten aus Kunststoff oder Gummi, auf dem man über dem Wasser radelt. Sehr schön! Wie viel Mikroplastik aufgrund des Abriebs im See landet, beschäftigt mich allerdings schon.
Am Rückweg springen wir – bevor wir wieder in Ischl einkehren – noch in die Traun – ein bisschen Fließwasser muss auch sein!
Tag Drei: Zum Wolfgangsee & retour
Tag 3: Über die Lindau und die alte Wolfgangerstraße zum Wolfgangsee mit Schwimmen im Strandbad in Sankt Gilgen. Der Wolfgangsee erweist sich als sehr angenehm zum Baden, hat mehr Weite und – aufgrund von Wind und Booten – spürbaren Wellengang.
Nach Sankt Gilgen müssen wir dann das unangenehmste Stücke der Tour bewältigen: erstens geht es bergauf, zweitens müssen wir über die Landesstraße bei erlaubten 80 km/h über die Scharflinger Höhe wieder zum Mondsee – neben dem Lkw- und Bus-Verkehr: wirklich kein Vergnügen.
Aufgrund des aufziehenden Gewitters und meines gebuchten Tickets mit Radstellplatz für den Railjet lassen wir das zweite geplante Bad im Mondsee aus. Zum Schluss bekommen wir dann doch noch ein paar Regentropfen ab – aber weniger als befürchtet, im Salzkammergut weiß man ja nie so recht, ob man drei Tage am Stück trocken durchkommt.
Fazit: Cool war’s (und heiß)
Gut geplante, wunderschöne Strecke entlang der Kulissen aus Seen und Bergen, großteils mit wenig Verkehr auf schmalen Straßen. Sehr laut und daher etwas weniger attraktiv sind die Strecken entlang der Bundesstraßen zwischen dem Weißenbachtal und Hallstatt sowie über die Scharflinghöhe.
Auch wenn wir uns teilweise abseits offizieller Radrouten bewegten, profitierten wir von beschilderten touristischen Radrouten und nutzten Teile des Mozartradweges (in Salzburg), des Salzkammergutradweges (R2/R19) und des Weißenbachtalradweges (R15), die beiden letzteren in Oberösterreich.
In Erinnerung bleiben die intensiven, verschiedenen Farben der Seen und der gemeinsame Spaß.
Zur Autorin
Julia Beckel evaluiert die Qualität von touristischen Radrouten im Auftrag von Radtourismus und Radlobby Österreich. Die hier berichtete Route plante und erfuhr sie zum Privatvergnügen.
Die Strecke
Gesamtstrecke: ca. 182 Kilometer.
Tag 1: ca. 72 km
Tag 2: 49 km
Tag 3: 61 km
1.800 Höhenmeter
Anreise mit den Öffis
Öffentliche Bahnanschlüsse gibt es in Salzburg, Eugendorf sowie mehrere zwischen Bad Ischl und Obertraun.
Links zu den offiziellen Radwegen
R2/R19, Salzkammergutradweg
Tipp: Teile des Salzkammerguts sind heuer als erste Region Kulturhauptstadt. Wer möchte, kann seine Radtour also auch um das eine oder andere Kultur-Event bereichern.
www.salzkammergut-2024.at