Klaus Brixler will es genau wissen und stellt sich in einem Wiener Sportinstitut dem Leistungstest.

Irgendwie lieben wir Radsportbegeisterte es, uns mit anderen zu vergleichen: Permanentes Konkurrieren auf Plattformen wie Strava etwa oder – vom Wohnzimmer und Ergometer aus – in virtuellen Wettkämpfen auf Radstrecken in der ganzen Welt mit Netzwerk-Spielen wie Swift.

In Wahrheit kämpft jeder Sportler, kämpft jede Sportlerin natürlich vor allem gegen sich selbst. Und spätestens hier kommt die Leistungsdiagnostik ins Spiel. In Zeiten, in denen Daten die Währung sind, gilt auch so ein Sieg über den inneren Schweinehund nur dann wirklich, wenn er entsprechend als Leistungssteigerung in Zahlen nachweisbar ist. Leistungsdiagnostik bietet genau dafür die Basis und ist – so das Versprechen – die Grundlage für jedes gezieltes Training.

Aber der Reihe nach: Wir wurden von Stefan Werner in sein Institut WEsports in Wien-Mauer für eine Leistungsdiagnostik eingeladen, ein Freiwilliger aus dem Team konnte sich dem Prozedere unterziehen – ich hab mich mit einem subtilen „IchIchIch“ vorgedrängt und durfte aus dem Testungs-Menü wählen: Ich entschied mich für „Laktatmessung“ plus „Spiroergometrie“.

Laktatmessung

Was passiert da konkret? Bei der Laktatmessung wird generell untersucht, wie der Körper mit einer in Stufen ansteigenden Belastung zurechtkommt. Je höher die Anstrengung der Muskeln – desto weiter steigt der Laktatwert an, bis er mit der „anaeroben Schwelle“ einen Punkt erreicht, ab dem der Körper die Leistung nicht mehr – über längere Zeit – aufrechterhalten kann.

Bei der Spiroergometrie wird zusätzlich noch die Atemfrequenz samt Lungenvolumen ermittelt. Die Maschine misst die Zusammensetzung der Atemluft beim Ein- und beim Ausatmen, insbesondere den CO2-Gehalt. Dafür kriegt man eine Atemmaske angelegt, mit der man gleich schneidig aussieht wie Darth Vader.

Stephan hat mich vor dem Test instruiert, mich ein paar Tage zu schonen – was meinem aktuellen Faultiermodus sehr entgegenkommt. Im Institut angekommen, arbeiten wir noch einen umfangreichen Fragbogen durch: Damit wird mein aktueller Trainingsstatus abgefragt, nebst vielen Fragen nach meinem Gesundheitszustand bis hin zur Abklärung, ob ich mit einem „Ausbelastungstest“ einverstanden bin – ich sollte im weiteren Verlauf noch erfahren was das genau bedeutet. Spoileralert: es bedeutet, dass man vor Erschöpfung beinahe vom Ergometer fällt.

Der Test selbst ist durchaus spannend, ich muss – beginnend mit 30 Watt – jeweils drei Minuten treten. Jeweils am Schluss jeder Stufe wird mir ein Tropfen Blut aus dem Ohrläppchen entnommen: ja, das pikst. Bei 390 Watt und exakt 28 Minuten radeln ist dann – bei mir – das endgültige Ende erreicht.

Gewichtsreserve

Ich radle noch einige Minuten aus und erhalte danach eine umfassende Erläuterung zu meinen Ergebnissen: Trainingszustand – vor allem für das kaum vorhandene echte Training – sehr zufriedenstellend, primär dämpfen die fünf bis zehn Kilo Gewichtsreserve meine Leistungswerte.

Ich bekomme zusammengestellt: „Technische“ Werte wie VO2 max (53, juhu), max. Wattanzahl und dergleichen mehr. Die ermittelte Datenmenge ist ebenso vielfältig wie für den Laien verwirrend. Viel spannender ist aber: Ich erfahren die konkreten Trainingsbereiche, in denen ich effektiv trainieren kann. Damit kann ich endlich auch meiner Pulsuhr die relevanten Schwellen angeben – bisher hatte das die Sportuhr aufgrund allgemeiner Durchschnittsdaten geschätzt.

Effektives Training für Wettkämpfe

Ich erhalte auch ausgewertet, bei welcher Belastung mein Körper wie viel Gramm Fett verbrennt – und über welchem Puls- bzw. Wattbereich dies wie stark nachlässt, bzw. vollkommen ausbleibt. Somit kann ich gleich mein effektives Training für die kommende „Wettkampf*Hüstel*saison“ planen.

Ich erfahre noch, dass hier nicht nur ambitionierte Wettkämpfer am Ergometer sitzen – auch Menschen, die trotz oder wegen ihrer Gesundheits-Probleme – wie etwa Diabetes oder Bluthochdruck – ein Ausdauertraining beginnen wollen, lassen sich hier austesten. Und natürlich die Kolleginnen und Kollegen von der Rennradfraktion. Was freilich auch Sinn ergibt: Weil wozu Tausende Euro für ein superleichtes Carbon-Zischerl ausgeben, wenn einen dann ein falsches Training ausbremst…

In Wien bieten zahlreiche Institutionen Sportleistungs-Diagnostik an. Darunter das im Bericht genannte WEsports, die „Sportordination“ in der Alserstraße sowie das österreichische Institut für Sportmedizin (auf der Schmelz) etc. Wir waren bei WEsports in Wien-Mauer zum Test eingeladen und von der kompetenten und freundlichen Betreuung sehr angetan. Die Preise reichen von 139 Euro für einen einfachen Laktattest bis zu 239 Euro für eine komplette Leistungs-Analyse. Folgetermine – es empfiehlt sich, den Test nach einiger Zeit zu wiederholen, um zu schauen, ob das Training Früchte trägt – sind dann etwas günstiger.

Reich durch Radeln
„Klaus gegen Klaus“ gibt es auch als Episode bei Reich durch Radeln, dem Podcast der velophilen Erfolgsgeschichten.


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