Neue Freundin, neue Tochter, zwei Fahrräder, ein neuer Kinderanhänger. So ausgestattet verschlägt es unseren Reporter acht Wochen lang nach Kuba
REISEPROTOKOLL & FOTOS: Peter Provaznik
[tribulant_slideshow gallery_id=”4″]Auf Grund der jahrzehntelangen US-Blockade ist der karibische Inselstaat durch eine liebevolle Konservierung des Vorhandenen gekennzeichnet. Mangel wird durch Lebenslust und Improvisation wettgemacht. Als Reisende sind wir gern gesehen. Auch dank unserer fünfjährigen Viktoria: Die Kinderliebe der Kubanerinnen und Kubaner öffnet viele Türen. Nach der Ankunft am Flughafen von Matanzas: Entspannung auf Varadero, der kubanischen Tourismushochburg. Wir kochen selbst gesammelte Muscheln und fangfrischen Hummer. Dann die ersten Tage im Sattel durch Zentralkuba über die Schweinebucht und Cienfuegos bis Trinidad. Wild zelten im Zitronenhain, bei Bauern im Hof, am Flachdach eines Restaurants oder in Casas Particulares – näher dran am authentischen Kuba geht nicht. Ob Zahnarzt, Lkw für den Radkartontransport, oder ein Bett nach dem Sonnenstich, immer sind hilfsbereite Kubanerinnen und Kubaner in der Nähe, die – so gut sie können – helfen. Radtransfers über weite Distanzen: dank der staatlichen Buslinie Viazul kein Problem. Unsere zwei Räder und den zusammengeklappten Leggero Vento Kinderanhänger verladen wir selbst.
Kaum Lärm, behutsame Geschwindigkeit, menschliches Maß
Von Baracoa, der Stadt am südöstlichsten Zipfel der Insel, fahren wir über die berühmte Passstraße La Farola durch den tropischen Regenwald nach Guantanamo, gratis Shuttleservice der Polizei inklusive. Viktoria liebt das Neue, die Abwechslung, die Menschen und deren Temperament, lernt spielerisch Spanisch, quietscht vor Freude bei schnellen Abfahrten. Zwischendurch gibt’s Abkühlung im Meer. Unsere Fahrziele haben wir definiert, die Tagesetappen entstehen im Fahren. Je nach Windrichtung, Hitze, physischer und psychischer Verfassung. Viki beobachtet, spielt, singt, oder schläft im Kinderanhänger. Wir machen viele Pausen, trinken reichlich. Die Unterkünfte werden spontan und intuitiv ausgesucht. Wir haben viel Zeit, und nehmen sie uns auch. Insbesondere fernab der Städte begeistert uns Kubas Modal Split: Zufußgehende, Radfahrende, Pferdekutschen, Ochsenkarren, einige Traktoren, Lkw und wenige Amischlitten. Das heißt: kaum Lärm, behutsame Geschwindigkeiten, menschliches Maß. Wir unterstützen die lokale Wirtschaft, kaufen sonnengereiftes Gemüse und Obst vom Lastenrad oder Handkarren, Pizza und Fruchtsäfte aus Hauseingängen.
Wir kochen selbst gesammelte Muscheln und fangfrischen Hummer
Nach einigen Tagen in Kubas Hauptstadt Havanna fahren wir noch eine Runde ausgehend von Viñales, dem weltbesten Tabakanbaugebiet, auf die traumhafte Halbinsel Cayo Jutias und retour. Wir zelten fünf Meter vom Strand entfernt unter Palmen. Herzliche Kubaner laden uns zum Essen ein. Dann: Musik, Mojitos, weißer Strand. Das Meer ist blau. Ein entspannter Ausklang. Der Abschied fällt uns schwer.