Wer von Google Maps einmal auf eine Treppe oder auf die Autobahn geführt wurde, weiß aufs Radfahren spezialisierte Alternativen zu schätzen. Aber welche Routen-App eignet sich für wen? Hier stellen vier Drahtesel-Autor*innen ihre Lieblings-Apps vor.

Die Autor*innen: Ines ingerle, Martin Granadia, Peter Provaznik, Martina Powell. Heatmap: Bike Citizen.

Ines Ingerle empfiehlt: Bike Citizens. Foto: Andrei Cazacu.

BikeCitizen

Ich nutze die App …
… um in Städten die besten Rad-Routen von A nach B zu finden und so immer sicher und entspannt ans Ziel zu kommen.

Besonders gut gefällt mir …
… dass ich mit der App in über 450 Städten weltweit navigieren und die Gegend mit dem Rad erkunden kann. Die von Bike Citizens produzierte Handyhalterung „Finn“ ist zudem seit Jahren eine verlässliche Begleiterin auf jeder Tour. Dank der flexiblen Form und des geringen Gewichts habe ich sie immer in Rucksack oder Rahmentasche dabei.

Praktisch ist auch, dass die App sich die letzten Suchanfragen merkt und man in der Premium-Version außerdem Orte, Touren und Tracks zu den Favoriten hinzufügen und so schnell abrufen kann. Die automatische Neu-Berechnung der Route, falls man sich mal verfährt oder wegen einer Sperre nicht durchkommt, ist ebenso toll wie die Tatsache, dass ich in meinem Profil eine Heatmap aller Strecken sehe, auf denen ich mit der App navigiert habe.

Mich stört …
… dass es keine Routing-Optionen für Lastenräder oder Anhänger gibt. Ich kann zwar die Art der Routenführung (gemütlich – normal – schnell) wählen und angeben, ob ich mit Motor fahre und ob ich Shortcuts, auf denen ich schieben muss, miteinbeziehen will. Ich kann aber nicht angeben, dass ich mit Lastenrad unterwegs bin. Deshalb musste ich mich schon mehrmals durch zu eng aufgestellte Umlaufgitter durchwursteln. Einmal kam ich bei einem Bahnübergang überhaupt nicht durch die engen Handläufe und musste mein Lastenrad umständlich um die Ecke heben. Wäre es beladen gewesen, hätte ich wohl umkehren müssen.

Ich empfehle die App …
… allen, die eine zuverlässige Navigationshilfe für die Stadt suchen.

 

Martin Granadia empfiehlt: Komoot. Foto: privat.

Komoot

Ich nutze die App …
… als alleskönnendes Schweizermesser: Routenplanung, Recherche, Wetterdienst, Community, Datensammlung und Tagebuch in einem. Ob mit dem Rennrad, dem Gravel-, Touren- oder Mountainbike, fast alle meiner Touren plane ich mit Komoot. Abseits bekannter Pfade und in mir fremden Ecken des Landes sowieso, aber die Tipps und Empfehlungen der großen Komoot-Community offenbaren auch vor der eigenen Haustüre viele unentdeckte Schätze.

Besonders gut gefällt mir …
… dass Komoot das Erforschen und Sich-inspirieren-lassen in den Mittelpunkt stellt und nicht, wie manch andere Plattform, Leistung oder Schnelligkeit. Während man sich durch die zahlreichen Tipps, Beschreibungen und Fotos stöbert, steigt die Freude auf die nächste Tour, findet man den Ausgangspunkt für die kommende Wochenendausfahrt, entwirft man im Geiste schon den nächsten Radurlaub.

Die Karten, die dem Routenplaner zugrunde liegen, ändern sich je nach gewählter Sportart, genauso wie die Highlights und Points of Interest. Die Routen, die Komoot mir unterwegs nach wenigen Klicks vorschlägt, funktionieren besser als in anderen Apps; wer nicht direkt übers Handy navigieren will, kann die Route auch auf ein GPS-Gerät überspielen.

Die Community und besonders die sogenannten Pioneers – User*innen, die viele Fotos, Ratschläge und Erfahrungen beisteuern und deren Tipps oft als „hilfreich“ markiert werden – machen Komoot quasi zu einem Lexikon der Tourenplanung. Es gibt kaum einen Flecken Land, der nicht mit einem Tipp oder Hinweis versehen wäre, und weil die Community sie mit Punkten bewerten kann, ist auch die Qualität der Empfehlungen hoch.

Mich stört …
… manchmal die Informationsflut – die vielen Möglichkeiten, die die Plattformbietet, können einen schon mal überfordern. Bei der Routenplanung hat mich anfangs das etwas eigenwillige Bedienkonzept gestört, ich habe mich aber schnell daran gewöhnt.

Ich empfehle die App …
… allen, für die nicht Bestzeiten, sondern das Kennenlernen ihrer Umgebung und das Erforschen neuer Ecken an erster Stelle stehen.

 

Peter Provaznik empfiehlt: Mapy. Foto: Peter Provaznik.

Mapy

Ich nutze die App …
… im In- und Ausland, sowohl innerstädtisch als auch auf Überlandstrecken, zum Routenplanen und zum Suchen von Unterkünften, Trinkwasser, Points of Interest und Öffi-Haltestellen entlang meiner Strecke.

Besonders gut gefällt mir …
… dass Mapy.cz trotz seiner vielen Funktionen kostenlos ist und die attraktiv gestaltete topografische Karten- darstellung in der „Outdoor“-Ansicht („Wanderkarte“) samt Höhenschichtlinien, Hangschattierung und sichtbarer Radinfrastruktur ab einem gewissen Zoomlevel.

Die Bedienung ist sehr intuitiv und einfach, dennoch sind Features wie eine Tracking-Funktion (Aufnehmen von gefahrenen Strecken mit der Option, sie zu teilen) und GPX-Im- und Export mit an Bord. Ein genialer Zoomslider am rechten Bildrand an Stelle der bekannten Plus-Minus-Buttons macht Rein- und Rauszoomen kinderleicht und schnell.

Es gibt Kartenmaterial der ganzen Welt, das man auch herunterladen und offline verwenden kann. Bei der Streckenführung bin ich noch nie enttäuscht worden, ob in Wien, Linz, Kaliningrad, Litauen oder am Balkan. Die Navigation ist zuverlässig und man kann dabei zwischen On- und Offroad wählen: Bei der ersten Option bekommt man den kürzesten Weg auf der Straße angezeigt, die zweite gibt Radwegen den Vorzug.

Mich stört …
… sehr wenig. Die im Voraus errechneten und auch die in den Streckenaufzeichnungen angezeigten Höhenprofile weichen oft deutlich von der Realität ab und sollten nur als grobe Richtwerte herangezogen werden.

Ich empfehle die App …
… jedem und jeder, vom GPS-Navigationsanfänger bis hin zur versierten Weltradreisenden.

 

Martina Powell empfiehlt: Strava. Foto: Hannelore Kirchner.

Strava

Ich nutze die App …
… um meinen inneren Schweinehund zu besiegen. Es macht mir Spaß, meine Radtouren mit Strava zu dokumentieren und mit anderen zu teilen, und es motiviert mich, wenn ein Post von mir ein „Kudos“ bekommt, ein „Daumen hoch“. Hin und wieder entdecke ich neue Strecken, die ich speichere und später selbst ausprobiere.

Strava verwenden vor allem Läufer*innen und Radfahrer*innen – ob Hobbysportler*in oder Profi –, doch lassen sich mit der App alle möglichen Aktivitäten von Spazierengehen über Schwimmen und Yoga bis hin zum Stand-Up-Paddeln aufzeichnen.

Besonders gut gefällt mir …
… dass fast alle meine sportlich mehr oder weniger ambitionierten Freund*innen Strava verwenden und wir uns dort für jede noch so kleine Aktivität auf die Schulter klopfen. Auf Facebook die gemütliche Runde auf der Donauinsel zu posten, wäre komisch. Strava ist genau der richtige Ort dafür.

Wenn ein Bekannter Fotos von seiner 100-Kilometer-Tour veröffentlicht, bekomme ich sofort Lust, mich selbst in den Sattel zu schwingen. Außerdem zeigt mir die App, wie viele Kilometer ich in den letzten Monaten zurückgelegt habe, das motiviert zusätzlich. Wer es noch ambitionierter angehen will, kann Strava mit verschiedenen Geräten wie Sportuhren oder Radcomputern verknüpfen. Es gibt außerdem „Challenges“ mit virtuellen Trophäen, und über Bestenlisten lässt sich herausfinden, wer der oder die Schnellste auf einem Streckenabschnitt ist.

Mich stört …
… das Premium-Modell. Mit der kostenlosen Version kann man zwar Aktivitäten aufzeichnen, die Routen anderer User*innen speichern, gespeicherte Routen anzeigen und einiges mehr. Doch andere Funktionen wie das Trainingstagebuch oder das Planen eigener Routen sind seit einiger Zeit kostenpflichtig. Wer Strava als Routenplaner nutzen will, kann mit der einmonatigen Probemitgliedschaft testen, ob sich das Upgrade lohnt.

Ich empfehle die App …
… allen, die ihre sportlichen Höhen und Tiefen gerne mit anderen teilen. Strava kann vor allem eines gut: Motivieren durch sozialen Austausch. Für Einsteiger*innen ist die App ideal, um ins regelmäßige Radeln reinzukommen und um Gleichgesinnte zu finden. Und wenn es mal nicht so gut gelaufen ist, kann man immer noch entscheiden, die Tour „privat“ zu belassen.

 

Weiterführende Links

> BikeCitizen
> Komoot
> Mapy
> Strava

 


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