E-Bike-Akkus: Heute Elektromobilität, morgen Sondermüll?
Was passiert eigentlich mit alten Lithium-Akkus der E-Bikes? Mario Sedlak hat nachgefragt.
Ein Bericht von Mario Sedlak.
Lithium-Akkus, wie sie in Elektrorädern zum Einsatz kommen, sind heute ein ausgereiftes Massenprodukt. Eingebaute Sicherheitsschaltungen verhindern Überladung, Überhitzung, Überlastung, Tiefentladung und ein Aufladen bei zu kaltem Akku. Nutzende, die ihren Stromspeicher möglichst lange fit halten wollen, müssen sich nur noch um drei Dinge kümmern:
#1. Den Akku möglichst nie ganz vollladen und nie ganz entladen. Eine Verwendung im Bereich von 40 bis 60 Prozent der Speicherkapazität ist ideal.
#2. Wenn der Akku länger nicht benutzt wird, sollte er ebenso ungefähr zur Hälfte geladen sein. Weil sich der Akku von alleine entlädt, muss er alle paar Monate etwas nachgeladen werden.
#3. Den Akku nicht in direkter Sonne oder neben der Heizung lagern.
Entsorgung
Bei guter Behandlung kann ein E-Bike-Akku zehn Jahre oder länger seinen Dienst verrichten. Irgendwann hat er es dann allerdings hinter sich, und er muss zum Sondermüll. Kritische Stimmen vermuten deswegen eine große Umweltbelastung.
Ökobilanzen geben Entwarnung: Für ein typisches Energiespeichersystem entstehen 25 Prozent der Treibhausgase bei der Rohstoffgewinnung und Produktion, 72 Prozent während der Nutzung und lediglich 3 Prozent bei der Entsorgung, sagt etwa Astrid Arnberger, die das Thema an der Montanuniversität Leoben erforschte und nun bei der Firma Saubermacher an dessen praktischer Umsetzung arbeitet.
Wenn in Österreich ein alter Lithium-Akku im Handel oder bei einer Sammelstelle abgegeben wird, gelangt dieser wahrscheinlich zu einer 100-Prozent-Tochter der Firma Saubermacher, nämlich zur Redux Recycling GmbH, die im deutschen Bremerhaven eine Recyclinganlage für Lithium-Akkus betreibt. In Österreich gibt es bis jetzt keine solche Anlage.
Was geschieht nun mit den Akkus? E-Bike-Akkus werden im Wesentlichen bei 600 Grad verbrannt. Das braucht kaum externe Energie, dafür gehen Kunststoffe und der flüssige Elektrolyt verloren. Stahl, Kupfer und Aluminium schmelzen bei 600 Grad noch nicht und können anschließend durch Schredder, Magnete und Siebe sortenrein wiedergewonnen werden. Aus dem Elektrodenmaterial werden in weiteren Schritten Kobalt und Nickel extrahiert, ähnlich wie die Gewinnung von Neumaterial aus Erz.
Das ebenfalls enthaltene Lithium entzieht sich hingegen dem Recycling: Es gelangt entweder in den Staubfilter oder in die Schlacke, die irgendwo deponiert wird. Lithium macht an der Masse eines Lithium-Akkus nur zwei bis drei Prozent aus. Die Anlage der Firma Redux kann laut eigenen Angaben bis zu 70 Prozent eines Akku-Packs wiederverwerten.
Über die Luftverschmutzung durch die Akku-Verbrennung gibt es keine Daten. Es sind aber mehrere Filter vorhanden und alle gesetzlichen Grenzwerte werden eingehalten, versichert Arnberger.
Brandgefahr
Gelangen Lithium-Akkus in den Hausmüll, sind nicht nur die Rohstoffe verloren, sondern es können auch heftige Brände ausgelöst werden. Bei mechanischer Beschädigung helfen keine Schutzschaltungen.
In seltenen Fällen können auch scheinbar intakte Akkus einen inneren Kurzschluss erleiden und in Flammen aufgehen. Deswegen rät die Elektroaltgeräte-Koordinierungsstelle dazu, Lithium-Akkus nur unter Aufsicht und nicht in der Nähe von irgendetwas Brennbarem zu laden.
redux-recycling.com
lithium-info.at
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