Bikepacking-Taschensysteme im Test
Das Angebot an Fahrradtaschen für mehrtägige Radtouren ist inzwischen kaum noch zu überblicken. Wir stellen die Sets von vier Herstellern vor und zeigen die Unterschiede.
TEST: Jan Killian
Wir haben uns Bikepacking-Sets von vier Herstellern in Größe L angesehen und miteinander verglichen. Wir konzentrierten uns dabei auf die drei Standardtaschen, die von allen Herstellern angeboten werden: Lenkerrolle, Rahmentasche und Satteltasche – letztere ist umgangssprachlich als „Arschrakete“ bekannt. Nach folgenden Kategorien haben wir getestet: sichere und stabile Anbringung am Rad, leichte Packbarkeit und übersichtliche Verstauung von Krimskrams, Auswirkung der Taschen auf das Fahrverhalten, Gewicht und Qualität des Materials, Wasserfestigkeit, Langlebigkeit.
Gleich vorweg: Die Dichtheitsprobe mit dem Gartenschlauch haben alle Sets bestanden. Alle getesteten Produkte waren hochwertig in der Verarbeitung. Unterschiede ergeben sich durch die Art der Befestigung und durch individuelle Lösungen, die sich auf Gewichtsreduktion, Nachhaltigkeit oder Einsatzbereich fokussieren.
Getestet haben wir die Taschensets in einer Reihe von ein- und mehrtägigen Ausfahrten: u.a. bei einem Wochenendtrip von Wien nach Kirchberg am Wechsel, einem Besuch in einem Shopping Center im Burgenland und beim Ab-Hof Kauf beim Bauern in Niederösterreich. Unsere Räder waren ein Gravelbike, ein Cyclocross und ein Rennrad.
Wichtig: die Kombinierbarkeit von Rahmentasche und Getränkehalter: Rahmenform und -größe entscheiden darüber, ob mit der Rahmentasche auch Flaschen in den Getränkehaltern untergebracht werden können.
CYCLITE
Montage: *****
Material: *****
Fahrverhalten: ****°
Nachhaltigkeit: ***°°
Setpreis: 444,70 €
Volumen: 29,1 Liter
Gewicht: 656 Gramm
Fazit: Die Luxusvariante gewinnt die Style- und Gewichtswertung und überzeugt mit cleveren Details. Nachhaltigkeit könnte besser sein.
APIDURA
Montage: ***°°
Material: ****°
Fahrverhalten: *****
Nachhaltigkeit: ***°°
Setpreis: 392 €
Volumen: 33,3 Liter
Gewicht: 825 Gramm
Fazit: Größtes Volumen, niedriges Gewicht
VAUDE
Montage: ****°
Material: ***°°
Fahrverhalten: ****°
Nachhaltigkeit: *****
Setpreis: 280 €
Volumen: 25 Liter
Gewicht: 1.240 Gramm
Fazit: Top in der Nachhaltigkeitsbewertung und beim Preis, aber Abstriche bei Volumen, Material und Handling.
ORTLIEB
Montage: ****°
Material: ****°
Fahrverhalten: ****°
Nachhaltigkeit: ****°
Setpreis: 427,97 €
Volumen: 30 Liter
Gewicht: 965 Gramm
Fazit: Das Bikepacking- System von Ortlieb ist kostenintensiv, punktet aber mit hoher Qualität, Haltbarund Reparierbarkeit.
Ein paar Pro-Tipps zum Schluss
Wenn ihr euer Rad länger draußen stehen habt, montiert man alle Taschen ab. Gummiteile werden spröde und Klebeverbindungen können sich in der Sonne lösen.
Schwere Sachen zuerst in die Rahmentasche packen, den Rest auf den Lenker, Leichteres in die Arschrakete und hier das Leichteste zum Schluss reinstopfen.
Klebt mit Rahmenschutzfolie die Berührungspunkte der Rahmentasche ab. Staub wirkt wie Schleifpapier – euer Lack wird es euch danken.
Unsere wichtigste Kaufempfehlung ist: beim Händler beraten lassen und die Taschen kaufen, die am besten zum gewünschten Einsatzzweck (Weltreise oder doch nur kurze Touren?) und vor allem zum eigenen Rad passen.
Achtet auf die Größe des Rahmendreiecks und die Länge der Sattelstütze. In unserem Versuch mussten wir feststellen, dass nicht alle Taschen auf jedes Rad passen. Wer seine Flasche(n) auch mit Rahmentasche im Getränkehalter am Rahmen unterbringen will, muss eine entsprechend kleine Tasche wählen.
Was heißt eigentlich?
Bikepacking
Der Begriff bezeichnet mehrtägige Radtouren mit minimalem Gepäck und eine Produktgruppe von Taschen, die – ohne Gepäckträger – mit Hilfe von Gurten, Schlaufen und Riemen direkt am Fahrrad befestigt werden. In den letzten Jahren wurde Bikepacking zusehends populär, weil es mehrtägige Radreisen und Gepäckmitnahme auch auf Rennrädern und Gravelbikes möglich macht.
MITARBEIT: Amin Aschour, Matthias Bernold, Hannes Friedrich, Kurt Stefan (Veletage)