Was passiert, wenn Verliebte gemeinsam auf Radreise gehen? Diese Paare haben es ausprobiert und dem DRAHTESEL davon erzählt.

Protokoll: Matthias Bernold

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Micha & Babs
Der Unternehmensentwickler und die Filmschaffende sind seit zwei Jahren ein Paar. Letzten Sommer unternahmen sie ihre erste Radreise von Split nach Patras (Griechenland). Zwei Wochen lang waren die beiden unterwegs.

Babs: Ich fahren nicht so viel Rad wie Micha und habe es erst in den letzten paar Jahren für mich entdeckt. Anfänglich hatte ich Angst, es körperlich nicht zu schaffen. Vor allem, weil Micha schneller ist als ich und ich es nicht mag, wenn ich langsamer bin als er. Für uns hat es dann sehr gut funktioniert, dass ich immer vorgefahren bin. Während der Radreise haben wir uns näher kennengelernt: Wir sind zum Beispiel sehr unterschiedlich im Umgang mit Erschöpfung. Bei mir ist es so, dass ich die notwendigen Sachen schnell erledigen will. Wenn wir wo völlig fertig ankommen, möchte ich gleich duschen, Zelt aufstellen und so weiter. Aber auf keinen Fall reden.

Micha: Aus meiner Sicht funktioniert Babsi in Erschöpfungssituationen wie ein Roboter (lacht). Ich hingegen bin dann kommunikativ. Will mich nach der Ankunft einmal auf den Boden legen und gar nichts machen. Meistens haben wir uns dann auf halbem Weg getroffen. Schnell miteinander das Zelt aufgestellt. Dann hab ich mich hingelegt, während Babs duschen gegangen ist.

Babsi: Konfliktsituationen entstehen oft, wenn beide gereizt sind. Es ist dann schwieriger, auf den anderen einzugehen. Irgendwann hat Micha gemerkt, dass es nichts bringt, wenn er in so einer Situation auf mich einredet. Hundert Kilometer Radfahren bei 40 Grad ist sehr anstrengend. Dass man am Ende des Tages dennoch aufeinander eingehen kann, macht eine gute Beziehung aus.

Micha: Es hilft vielleicht, den Ärger im ersten Moment runterzuschlucken und es – vielleicht eine Stunde später – offen anzusprechen. Vieles wird mit der Routine einfacher. Es war ja unsere erste Radreise. Das Zeltaufstellen hat am Anfang 20 Minuten gedauert. Gegen Ende der Reise nur noch fünf.

Babs: Wir waren zum Schluss richtig gut eingespielt. Fast wie mechanisch.

Micha: Ob wir wieder fahren wollen? Wir überlegen nicht ob, sondern wohin.

Babsi: Irgendwas Flacheres vielleicht (lacht).

Tipp der beiden: Gepäck nach Leistungsvermögen der Radelnden verteilen!

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Mathias & Julia

Die angehenden Mediziner Mathias (27) und Julia (25) radelten im Sommer drei Wochen durch Skandinavien. In Tagesetappen von 40 bis 80 Kilometer bereisten sie die Fjorde zwischen Bergen und Stavanger, den Nordspitz Dänemarks und die Küste von Göteborg bis Malmö und Kopenhagen

Mathias: Es war so spannend und intensiv, dass es gar nicht leicht fällt, einzelne Highlights herauszugreifen. Für uns als Paar war es auf jeden Fall gut. Ich habe gemerkt, dass wir in Stresssituationen, etwa wenn wir knapp dran waren, um eine Fähre zu erreichen, sehr gut zusammengearbeitet haben. Es kann zwar unter Tags schon vorkommen, dass man sich in die Haare kriegt. Zum Beispiel, wenn man sich verfährt und der andere eh schon total müde ist; oder wenn nach einem langem Tag die anvisierte Herberge voll und der Magen leer ist. Umgekehrt hat es etwas total Verbindendes, wenn man am Abend ankommt und sich zuvor miteinander durch so eine abenteuerliche Landschaft geschlagen hat.

Man muss natürlich auch bei so einem Trip dafür sorgen, dass jeder Zeit für sich findet. Wenn einer einmal 30 Minuten nur fotografieren will, lässt man ihn das machen. Wenn einer einen Abend lang nur alleine lesen will, gibt man ihm diesen Raum. Unter Tags sind wir ja sehr aufeinander gepickt. Übertriebener Ehrgeiz ist schädlich. Wir sind manchmal einen Tag länger an einem Ort geblieben oder haben bei Dauerregen den Bus genommen. Das Fahrrad ist ein Vehikel, um den Urlaub zu bestreiten. Aber nicht der einzige Inhalt.

Es hat sich für uns bewährt, nicht zu Campen, sondern in Hostels und Kabinen auf Campingplätzen zu übernachten. Weil dann viel weniger Gepäck anfällt – ein Campingkocher ist in Skandinavien aber Pflicht! – und man sich nach einem anstrengenden Tag in ein warmes, trockenes Bett legen kann. Das mag für Hardcore-Radfahrende schwach wirken. Für die Seele und die Harmonie war es die richtige Entscheidung.

Tipp: Unbedingt Pausentage für Wetterkapriolen und Stadtbesichtigungen einplanen

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Klara (30) und Florian (30)
Ihre Hochzeitsreise verbrachten Klara Prinz-Prüller und ihr Ehemann Florian auf dem Fahrrad. Ein Jahr lang radelten die beiden Jungvermählten um die Welt.

Klara: Wir waren immer schon viel unterwegs und haben lange davon geträumt, ein Jahr lang wegzufahren. Nach unserer ersten Radreise nach Schweden habe ich gemerkt, wie viel Spaß das macht: In den Tag hinein radeln, Kaffeepausen und Naturerlebnisse.

Für diese Reise haben wir unsere Jobs gekündigt und die Wohnung aufgelöst. Am Anfang wussten wir nicht, ob wir ein ganzes Jahr auf dem Fahrrad durchhalten würden. Wir sind dann als erstes von München nach Island geflogen, zwei Wochen später nach New York. Das einzige, was wir zu diesem Zeitpunkt fix gewusst haben, war, dass wir die USA radelnd durchqueren wollten. Später kamen Mexiko, Guatemala und Belize, sowie Patagonien (Südchile und -argentinien) dazu, bevor wir nach Asien und Afrika gewechselt haben.

Ich habe mir am Anfang Sorgen gemacht, wie wir mit den unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen umgehen werden. Mein Mann war ja früher Spitzensportler und ist Halbmarathons gelaufen. Es hat einige Zeit gebraucht bis wir beide gleich fit waren. Besonders am Anfang durch die Appalachen gab es für mich Momente, in denen ich ans Aufgeben gedacht habe. Gerade in Momente körperlicher Erschöpfung entsteht allerdings ein ganz starkes Gemeinschaftsgefühl. Es kann passieren, dass man den Frust am anderen auslässt. Humor ist da sehr wichtig. Aber am Ende schweißen diese Momente zusammen.

Im Alltag ist immer so viel zu tun und zu organisieren. Auf einer Radreise verbringt man hingegen viel richtig gute Zeit miteinander. Wir kennen einander ja bereits seit zwölf Jahren. Während der Radreise haben wir einander wieder neu entdeckt. Es passieren ständig abenteuerliche Sachen, über die man reden und philosophieren kann. Es muss ja nicht gleich eine Elefantenherde sein wie in Uganda, in die wir geraten sind.

Tipp: Gelassenheit: Nicht alles ernst nehmen, was einer sagt. Vielleicht ist er gerade unterzuckert! Und: Eine Espressokanne ist Gold wert.