Auf dem Stahlrad durch Asiens Schlaglöcher
Peter Provazniks Fahrrad-Reise im DRAHTESEL, dem österreichischen Fahrrad Magazin
DRAHTESEL-Fotograf Peter Provaznik begab sich drei Monate lang auf Fahrrad-Reise durch Südostasien. Hier einige seiner Erfahrungen im Zeitraffer.
TEXT & FOTOS: Peter Provaznik
Wien-Bangkok mit dem Fahrrad im Gepäck. Kein Plan, keine Vorausbuchung, nur ein paar Straßenkarten und ein Reiseführer. Megacity Bangkok, Straßenstände, Lärm, Smog. Sich Einlassen auf das Neue, Unbekannte, offen sein, beobachten. Drei Monate kein Tropfen Regen, tagsüber 35 Grad. Im Dauerstau an den Autos vorbeirollen. Weihnachten bei Thai Massage. Rausfahren aus der Stadt, zwei Tage bis in die Stille. Nach Osten Richtung Kambodscha. Ständiges Winken und Grüßen freundlicher Menschen am Straßenrand. Neugierige Blicke, Fragen. Gesten der Gastfreundschaft, Einladungen zum Übernachten. An bellenden und verfolgenden Wachhunden vorbeihetzen, diese anschreien, bis zur Erschöpfung strampeln. Staub überall Staub.
Ich trage Mundschutz. Grenzposten schmieren. Einladung zum Hahnenkampf, später zu einer kambodschanischen Hochzeit. Mittrinken und Mittanzen. Kinder mit ihren Eltern am Feld, die klopfen, schälen, schuften. Vermummte Menschen auf abenteuerlichen Fortbewegungsmitteln. Angkor Wat, das Freiluftmuseum. Mit meinem schwerbepackten Stahlrad durchbreche ich gleichsam die unzähligen Schlaglöcher und Rillen der staubigen Straßen. Manchmal lachend, manchmal mit Tränen in den Augen. Die Kluft zwischen megareich und arm. In der Hauptstadt Phnom Penh bauen Arbeiter in Flipflops auf einer künstlichen Insel ein eingezäuntes Viertel für die Elite – die andere Seite der Globalisierung.
Nach Norden Richtung Laos, Zwischenstopp auf den 4.000 Islands. Karibikgefühle unter Palmen mitten im Mekong. Keine Straßen, nur Pfade. Im kommunistischen Laos das beste Bier und der beste Kaffee vom Bolaven Plateau. Außerdem die höchsten Berge der Reise. Die Menschen: gemütlicher. Laos ist sehr radfreundlich: die Geschwindigkeit auf den Straßen geruhsamer, unzählige guest houses und Privatquartiere, oder man zeltet irgendwo. Essen gibt’s überall. Die Busse ermöglichen schnelle Ortswechsel samt Radmitnahme. Das schwerste an der Reise? Das Ticket buchen. Go for it!